„Denkst du dir diese Namen eigentlich aus?“, fragte mich eine Freundin kürzlich, als ich ihr mitteilte, dass der Vogelgesang neben uns im Schilf vom Drosselrohrsänger stammte.
Tatsächlich habe ich mir diese Frage auch mehrfach gestellt, als ich anfing, beim Spazierengehen oder auch am offenen Küchenfenster eine Vogelstimmen-App zu benutzen.

Goldammer. Gartenbaumläufer. Mönchsegrasmücke. Wintergoldhähnchen. Nie gehört! Und weil ich nie von den Arten gehört hatte, dachte ich natürlich auch, sie müssten exotisch und selten sein. Ja, ich konnte gar nicht fassen, was da in unserem Großstadtgarten alles sang und zwitscherte. Ein kleines Bisschen wurde meine Begeisterung dadurch gedämpft, dass ich herausfand, dass diese Arten nicht unbedingt selten sind.

UndWintergoldhähnchen dann las ich, dass das Wintergoldhähnchen der kleinste Vogel Europas und hier bei uns heimisch und als Gartenvogel weit verbreitet ist. Mein Pädagoginnen-Herz war empört: Wie kann es sein, dass wir so etwas nicht in der Schule gelernt haben? Warum hatte ich es noch nie gesehen, wusste nicht einmal, wie es aussieht, vom Gesang ganz zu schwegen? Wieso war mein Lieblingsvogel, den ich aus irgendeinem Buch kannte, der afrikanische Kronkranich, während ich vom heimischen „grus grus“, dem Grauen Kranich, nie etwas gehört hatte? Nichts gegen das Interesse an fernen Gegenden, mir geht es eher darum, dass ich über die afrikanische Savanne und die dort lebenden Tiere mehr wusste als über alles, was vor der Haustür lebt. Fehlte mir einfach nur ein Vogel-Quartett? „Kleinster Vogel Europas: Das Wintergoldhähnchen. Gefolgt vom Zaunkönig (von dem hatte ich Dank meiner Märchencassette und dem Grimm’schen Märchen vom Zaunkönig und dem Bär zumindest schon gehört, auch wenn ich nie einen bewusst gesehen hatte) und dem Sommergoldhähnchen“ (für diese Reihenfolge übernehme ich keine Garantie!).

Klar, die Schule ist nicht an allem Schuld und ich hatte leider auch keine Familie, die mich in Sachen Naturwissen wesentlich gefördert hätte, und von Pflanzen oder Pilzen z.B. habe ich noch immer keine Ahnung. Aber irgendwie ist es doch schade. Wo ist es hingekommen, das Wissen um unsere Umwelt? Technikbegeisterung und die Freude darüber, sich Reisen leisten zu können und nicht mehr von dem abhängig zu sein, was vor der eigenen Haustür lebt/ggf. essbar ist, das würde ich in meiner Familie als Hintergrund vermuten. Beide sind mit engem Bezug zur Landwirtschaft aufgewachsen. Trotzdem haben sie mir aktiv nichts vermittelt.

Wie ist es bei euch? Wer hat euch das Wissen über die Natur vermittelt und wie?

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